Zur therapeutischen Arbeit in Armenien
Hier ist ein kurzer Bericht über die Fußreflex-Arbeit in Armenien von 1993 bis 2016. Dieses kleine, besondere Land am südlichen Rand des Kaukasus ist den meisten Menschen nur wenig bekannt. Am ehesten hört man davon, wenn von dem Genozid durch die Türken vor über 100 Jahren berichtet wird oder – leider 2020 wieder aktuell – von Kriegen um Bergkarabach.
- Praktische Arbeit in der Rehaklinik in Berg-Karabach 2008.
Ich kam ein paar Jahre nach einem verheerenden Erdbeben und der Loslösung vom „großen Bruder Sowjetunion“ in dieses auch mir unbekannte Land. Seither war ich zu vielen Ausbildungskursen dort. Zu erleben, wie die Menschen in den ersten Jahren unter größten Entbehrungen ihren Alltag bewältigten, wie wir Kurse ohne jegliche praktischen Hilfsmittel organisierten, wie Alle das Wenige an Nahrung, das sie hatten, selbstverständlich teilten, hat sich mir tief eingeprägt. Da es auch in den Kliniken der Hauptstadt Erivan kaum Medikamente gab, kamen zunächst viele Ärzte und Pflegekräfte in unsere Kurse. Damit hatten sie zumindest eine Möglichkeit, ihre Patienten zu behandeln.
In diesen Anfangszeiten habe ich so eindrücklich wie nie zuvor erlebt, was eine manuelle Therapieform bewirken kann, in der „nur“ Hand und Herz und gutes Fachwissen zur Verfügung stehen. Der Satz von Paracelsus hat für mich erneut eine sehr lebendige Bedeutung bekommen: „Berührung als die wichtigste Arznei für den Menschen“. In den 2000-er Jahren wurde die Ausbildung im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe von einer engagierten armenischen Ärztin übernommen. Durch sie kam Fußreflex als Teil der Naturheilkunde auch in die med. Universität in Erivan. Die Kurse in Stepanakert, der Hauptstadt von Berg Karabach, sind mir zur Zeit besonders deutlich in Erinnerung. Von den jetzigen Zerstörungen in der ganzen Stadt ist auch die Klinik, in der sie stattfanden, betroffen.
Wer mehr über dieses außergewöhnliche Land und seine Menschen erfahren möchte: In meiner Biografie „Unterm Dach der Füße“ gibt es darüber ein ausführliches Kapitel.
Hanne Marquardt, im Herbst 2020